NZZ vs ICF
Die Hauptaussage von Daniel Gerny lässt sich so wiedergeben: Der ICF verführt die Jugendlichen trotz seiner überholten Moralvorstellungen, weil alles so schön sexy verpackt ist, dass es aussieht wie aus einem Modekatalog. Mit dem hierarchischen Schneeballsystem und der Missionarspflicht erhaltet sich das System selbst, auf dem Buckel des Fussvolks von rund 500 Volunteers. Diese geben nicht nur 10% (und "one more", also 11%) von ihrem Einkommen, sondern opfern auch gefügig ihre Freizeit zu Gunsten der 7 männlichen Anführer, die unter Leo's Fittiche vier Millionen Franken pro Jahr ohne die Gewährung demokratischer Mitspracherechte verprasseln.
Ich selbst war einer von denen und muss sagen: Es hat Spass gemacht! Nachdem ich als Teenager um 4.00 Sonntags meine Schicht beim PizzaBlitz beendete, ging ich ins ICF Office, um den Videoclip für den SundayNight (Analass zur Bearbeitung des spezifischen Marktsegments "15 bis 19 jährige potentielle Spender") fertig zu cutten.
Dafür arbeite ich jetzt als Techniker im X-Tra und verdiene das Doppelte wie damals. Hätte ich Fred Lang und Simon Zollinger nicht durch das ICF kennengelernt, wäre ich nicht zum Job als Beleuchter im Kaufleuten gekommen. Überhaupt wäre mein soziales Umfeld ohne die Kontakte aus meiner Teenagerzeit nicht halb so gross wie jetzt.
Klar, man könnte einwenden, dass "bonding social capital" weniger gut für die Volkswirtschaft sei, als "bridging social capital". Diese Ausdrücke lassen sich wunderschön googlen, doch was Google nicht ersetzt, ist eine wissenschaftliche und wertungsfreie Analyse des Phänomens "Freikirchen". Was die NZZ unter Objektivität versteht, dringt offenbar nicht immer bis zur Inland-Rubrik vor. Jedenfalls tat es dies nicht am 19. November!
Wenn die aufgeklärten, gebildeten und weisen Frauen und Männer unserer Zeit tatsächlich das Bedürfnis verspüren, über unmündige und fundamentalistische Überbleibsel aus dem Mittelalter zu berichten, so sollten sie doch wenigstens die Grösse an den Tag legen, nicht selber dem von ihnen so heftig kritisierten Schwarz-Weiss Denken zu verfallen: Hier die lieben Liberalen, dort die bösen Fundis ... denn damit bestätigen sie nur deren Befürchtungen - und bald haben wir Endzeit!
2 Comments:
schade hast du den artikel aus der nzz hier nicht verlinkt. es fällt dann schwer, zu kontern :-)
grussboris
Das ist schwierig wegen dem Urheberrecht. Man kann im NZZ Archiv den Artikel kaufen.
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